Liebe Viola Amherd
Ganz zuerst: Wie geht es dir? ich hoffe, dass du gesund bleibst; denn das, was dir zu Ende deiner Amtszeit passiert ist, ist öffentliches Mobbing und das macht krank. Lass dir also Zeit von deinem 16 Stundentag und schlaflosen Nächten auf eine normale Zeiteinteilung zurückzukehren und traure ruhig um alles, was dir angetan wird. Das muss sein.
Ich bin überhaupt nicht mit allem einverstanden, was du in den sechs Jahren gemacht hast; ich bin und bleibe Pazifistin auch in der Zeit der Besoffenen und des Bösen. Aber ich habe mit dir gebangt am Ende. Denn ich sah es kommen, wie es gekommen ist. Das tönt natürlich blöd, aber so war es – Kassandra halt.
Exekutivfrauen, vor allem wenn sie zeitweise Erfolg haben, wie du im Präsidiumsjahr, müssen sobald wie möglich geköpft werden. Denn das geht im Heer all der grauen Häupter ganz einfach – noch – nicht.
Und so kam, gleich nach dem Jahresanfang eine Botschaft nach der andern an, nach der du, nur du allein «schuld» warst: an den Betrügereien in der RUAG (wer war bitte schön gegen die Integration der Firma in den Bund?) an den falschen Einkäufen im Wahn des Geldausgebens und der Prozentzahlen für die Sicherheit (welche denn?), wer hat bei der Bestellung bei der Rüstungsfirma in Israel die Details vereinbart, wer hat die EDV denn geplant und die Aufträge gemäss EU-Norm vergeben? Die Liste wird immer länger, das wird sich gerade auch nach deinem Rückzug noch fortsetzen.
Die Journalistinnen und Journalisten rochen Blut. Und nach wie vor ist es der grösste Sieg gewisser Exemplare dieser Berufsgattung, jemanden fertig zu machen, bis er, lieber noch sie, aufgibt, krank wird und geht.
Niemand erinnerte sich an deine klare Intervention und dem Stopp der toxischen Ehrgeiz Kultur in Magglingen, die junge Mädchen fertig machten. Niemand erwähnte noch die Bürgenstock-Konferenz. Niemand deinen Besuch bei Ursula von der Leyen im richtigen Moment. Fast ganz totgeschwiegen wurde die Studie über sexualisierte Gewalt in der Armee, die eigentlich grosses Aufsehen verdient hätte. Das Thema ist im Patriarchat lästig. Das Schweigen gehört dazu.
Du hast deinen Rücktritt selbst erklärt – was auch schon falsch ist. Denn die Botschaft, dass du nur etwas vertuschen willst, war ja schon unterwegs. Und von da an konntest du nichts mehr tun: weder die Berichte auf den Tisch legen, die unter deiner Führung ganzheitlich gedacht waren (und vom Kollegium, das auch schon angefixt war, abgelehnt wurde), noch irgendwelche Zeitabläufe erklären. Alles falsch: du hättest es wissen müssen und zwar eigentlich bevor es passiert ist.
Wenn es nicht so elend wäre, hätte ich gelacht über all die selbsternannten Heldinnen und Helden der sicherheitspolitischen Kommissionen des Parlaments, die seit Monaten in jedes denkbare Mikrofon reden und jetzt so gar nichts gewusst haben. Ach ja, auch das ist beim Abgang von Exekutiv Leuten, wieder mit Vorliebe bei Frauen, bekannt. Man hat es schon immer gesagt, aber man hatte es halt nicht gewusst. Und jene, die ganz nah dran waren und «es» sehr wohl gewusst haben, haben geschwiegen und schweigen auch feige weiter. Das schafft den echolosen Raum, der einen wahnsinnig machen kann; noch eben waren sie doch alle da und jetzt sind sie in den Büschen. Ich will dich nicht ängstigen: aber genau dieses Gefühl wird dich immer wieder einholen, bei den sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen. Es ist halt der existentielle Verrat, der bleibt.
Aber wir Frauen, die ähnliches erlebt haben, sind robust. Wir können es «einordnen», wie der neue journalistische Code heute heisst. Vielleicht gibt es mal eine Studie über die Exekutivfrauen, die es erst seit 1971 gibt und deren beachtliche Zahl fertig gemacht wurden. Von der ersten Bundesrätin bis jetzt zu dir, neue Beispiele sind schon unterwegs. Und in ein paar Jahren – wenn wir dann noch leben – könnten wir ja mal ein Treffen der gemobbten Veteraninnen machen!!!
Aber das Lachen bleibt im Hals stecken, ich weiss. Die aktuelle Welt gehört wieder - immer noch – den Herren, den allmächtigen oder den doch gern fast allmächtigen. Entsprechend sieht die Welt aus!
Ich wünsche dir Genesung, und einen neuen Lebensabschnitt mit hoher Lebensqualität! Das schaffst du!
Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Ehefrauen, Alleinerziehende Mütter, Grossmütter, Bäuerinnen, Karrierefrauen, Politikerinnen Ärztinnen... Frauen fragen sich immer wieder und immer noch: was ist richtig, für mich und überhaupt?
Anna ist unterwegs, sie prüft verschiedenste Variationen und bietet so Stoff für Staunen, Gespräche, Nachdenken. Farbige handgemalte Frauenbilder erzählen zudem ihre Geschichten.
Ein wunderbares Geschenk für Frauen unterwegs, wie wir alle es sind.
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Des Kaisers neue Kleider
Wahnsinn – eine Erfahrung
Der Zug fuhr um 632h, also ziemlich früh für die Rentnerin, die sich in den letzten Jahren genüsslich gefreut hat, dass Arbeitsbeginn um 7h vorbei ist. Kurz vor 8h Ankunft in Fribourg. Unweit des Bahnhofes der Empfang mit heissem Kaffee und Croissants, was körperlich und seelisch guttut.
Desirée
aus dem Leben
Mittendrin
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